Wissenswertes über Flaggen:

 


 

Von der Wappenfahne bis zur Nationalflagge

In Europa sind die Flaggen, so wie wir sie heute kennen, aus den Wappen der Feudalherren hervorgegangen. Bereits im frühen Mittelalter war man dazu übergegangen, das Abbild des Wappens auf ein Stück Tuch, dass an einer Tragestange befestigt war, zu übertragen. Aber schon im Römischen Reich gab es eine Art Vorform einer Flagge, das "Labarum", ein an einer Querstange befestigtes rotes Tuch mit dem Christusmonogramm in der Mitte. Auch war es üblich die Mäntel herausragender Personen weithin sichtbar an Stangen zu tragen. Ein solches Objekt wurde als Pallium bezeichnet. Berühmt war der Mantel des Heiligen Martin, der den französischen Königen als Banner diente. Eine Fahne mit dem Abbild des Wappens wird als Wappenfahne bezeichnet. Es waren immer prunkvolle Einzelstücke, die den Standort des Feudalherren auf dem Schlachtfeld kennzeichnen sollte. Seine gesamte Bekleidung und auch die des Pferdes zeigte seine Wappen und Farben. Die Aufgabe der Herolde ("Hariwald" = Heerwalter) war es, in dem Getümmel der Schlacht den überblick zu behalten und exakt festzustellen, wer Freund, wer Feind, wer verletzt oder tot war. Belehnte der Feudalherr nach der Schlacht verdiente Gefolgsleute, wurde ihnen ein Wappen verliehen. Der Herold, der übrigens nicht von Adel sein musste, ging dabei beratend zur Hand. Fahnen, die ganze Menschengruppen kennzeichneten, kamen erst in der Zeit der Kreuzzüge auf. Der Papst verlieh bestimmten national homogen zusammengesetzten Kreuzzugsheeren Fahnen. Diese trugen immer ein großes, bis an die Außenenden der Fahne reichendes Kreuz, waren aber farblich unterschiedlich gehalten. Diese Fahnen haben sich teilweise bis in die Neuzeit erhalten, denken wir z.B. an Dänemark. Eigentliche Nationalflaggen, wie wir sie heute kennen, sind ein Produkt der Neuzeit, und entstanden im Gefolge der bürgerlichen Revolutionen. Der Staatsbegriff wurde von der Person des Herrschers entfremdet, und so war es notwendig nach neuen Symbolen für den Staat zu suchen. Herrscher- oder Geschlechterflaggen wurden so durch die Nationalflaggen abgelöst. Die erste Nationalflagge dieser neuen Art war die französische Trikolore. Für die aufkommenden Nationalheere wurde es notwendig, Fahnen rationell und in großer Stückzahl zu fertigen. Das erklärt oft das einfache Erscheinungsbild der Fahnen dieser Zeiten, denn es wurde nicht mehr das Wappen auf der Fahne dargestellt, sondern nur die Farben des Wappens, auch wenn das Wappen selbst manchmal auf den Flaggen ergänzt wurde. Heutige Nationalflaggen sind oft Hoheitszeichen souveräner Staaten. Der Umgang mit der Flagge wird oft durch strenge Gesetze und Regeln bestimmt, auch in Deutschland. Man verbittet sich deren Missbrauch oder mutwillige Beschädigung. Man unterscheidet heute zwischen Nationalflaggen, Staatsflaggen, Flaggen der Staatsoberhäupter, Marineflaggen, Handelsflaggen, Dienstflaggen oder Zollflaggen. Häufig gibt es regionale Flaggen, etwa Flaggen für Bundesländer oder –staaten, Provinzen oder Städte. Eine besondere Bedeutung haben Flaggen oder Wimpel in der Schifffahrt.

 

Von der Heraldik zur Flaggenkunde

Die (Halb-)Wissenschaft, die sich mit den Flaggen beschäftigt wird Flaggenkunde genannt. Sie hat sich aus der Heraldik (Wappenkunde) heraus entwickelt. Viele Begriffe, die eine Flagge beschreiben, haben Ihre Wurzel eigentlich in der Wappenkunde. Die Flaggenkunde wird häufig auch Vexillologie genannt. Dieser Begriff leitet sich vom lateinischen Wort für Fahne ab (vexillum).

 

Flagge oder Fahne?

Was ist nun aber der Unterschied zwischen einer Flagge oder einer Fahne? Grundsätzlich und entwicklungsgeschichtlich gibt es keinen Unterschied. Es sind zwei verschiedene Worte, mit ihrem eigenen charakteristischen Ursprung, die ein und den selben Gegenstand bezeichnen. Das Wort Fahne bedeutete ursprünglich Tuch, und kommt von dem mittelhochdeutschen Wort van(e), bzw. dem althochdeutschen Wort fano, bzw. dem gotischen Wort fana. Alle diese Wörter sind urverwandt mit dem lateinischen Wort pannas, was wiederum Tuch heißt, bzw. dem griechischen Wort pênê, was Gewebe, auch im Sinne von Tuch meint. Die Bedeutung des Wortes Fahne als Feld- oder Hoheitszeichen entstand durch die Verkürzung der Zusammensetzung des althochdeutschen Wortes gundfano, was Kampftuch heißt. Das Wort Flagge kam um 1600 aus dem Niederdeutschen ins Hochdeutsch, und leitet sich ab vom englischen Wort flag, was "schlaff hängen" bedeutet, und seinen Ursprung im altnordischen Wort flagra hat, aber flattern heißt. Im Niederdeutschen wurde das Wort dann mit Doppel "g" verwendet, ähnlich solchen Worten wie baggern, Dogge, flügge, Roggen usw. Die Wortverbindung "die Flagge streichen" ist eine Lehnübersetzung des 17. Jahrhunderts von der englischen Redewendung to strike colours. In moderner Auslegung werden allerdings Unterschiede zwischen Fahne und Flagge gemacht. So versteht man heute unter einer Fahne ein an einer Fahnenstange direkt befestigtes, aus Tuch hergestelltes und besonders gestaltetes Unterscheidungszeichen, wohingegen eine Flagge zwar auch ein aus Tuch hergestelltes, besonders gestaltetes Unterscheidungszeichen ist, jedoch an einer Flaggenleine leicht auswechselbar befestigt wird und mit ihrer Hilfe an einem Flaggenmast oder Flaggstock gehisst und niedergeholt werden kann.

 

 

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