In alter Zeit waren in Böhmen, wie in anderen Ländern auch, zunächst Wappenflaggen üblich. Das heißt, das Bild des Wappens wurde auf die Flagge übertragen. Im Falle Bömens war das der silberne, bekrönte, zweischwänzige, golden bewehrte Löwe auf rotem Grund. Diese Praxis war in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg für Böhmen kaum noch wichtig. Das Land war befriedet, nicht mehr umkämpft und gehörte als Erbland endgültig zum Haus Habsburg, als Hausmacht der Deutschen Kaiser die meistens aus dem Haus Habsburg kamen. Dadurch trat die Repräsentation Böhmens, wie anderer Länder der Hausmacht auch, in den Hintergrund. Die Wappenflagge verblieb lediglich als Symbol des Königtums. Die Farben Weiß und Rot prägten sich aber als Farben Böhmens ein und wurden zum Mittel der Identifikation, die später auch auch auf Flaggen gezeigt wurden.
Das Land hatte, wie alle Kronländer der österreichischen Krone, so seine eigenen, sogenannten Landesfarben, die unter anderem auf horizontal getreiften zwei- oder dreistreifigen Flaggen gezeigt wurden. Die Landesfarben waren sehr oft dem jeweiligen Wappen des Kronlandes entnommen oder wurden duch eine weitere, nicht im Wappen enthaltene Farbe ergänzt, oder sie gingen auf ältere Modelle des Landeswappens zurück (z.B. Krain). Offiziell waren die Landesfarben aber nie geregelt oder festgelegt worden, so dass deren Reihenfolge in der Praxis of variierte oder die Farben gar an sich abwichen. Der österreichische Heraldiker Hugo Gerard Ströhl (1851–1919) hat sich wohl als erster des Themas angenommen und wahrscheinlich um das Jahr 1890 herum die Landesfarben auf den Flaggen bei den jeweiligen Landesbehörden abgefragt und zusammengestellt: Das Kronland Böhmen verwendete als Landesfarben eine Flagge die zwei horizontale Streifen in Weiß und Rot zeigte.
Das Wappen Böhmens zeigt einen silbernen zweischwänzigen Löwen mit goldener Krone und goldener Bewehrung auf blauem Schild. Die böhmische Heraldik des silbernen Löwen auf Rot geht bis ins 12./13. Jahrhundert zurück, wahrscheinlich sogar bis ins 11. Jahrhundert. Der Löwe war wahrscheinlich schon immer doppelschwänzig, denn manchmal wird behauptet, dass der zweite Schwanz von Kaiser Otto IV. für militärische Verdienste Anfang des 13. Jahrhunderts verliehen worden sei. Als Habsburgisches Kronland trug das Wappen die Böhmische Königskrone. Diese war im Jahre 1347 von Kaiserin Bianca de Valois in Auftrag gegeben worden. Der österreichische Heraldiker Hugo Gerard Ströhl hat das Wappen um 1890, in seiner letzten bekannten Ausführung, mit einem Kranz aus Lindenzweigen umgeben. Die Lindenzweige bleiben auch nach der Zeit als Österreichisches Kronland im Wappen der Tschechoslowakei bis 1992 erhalten. Heute sind sie noch in der Flagge des Präsidenten von Tschechien zu sehen. Böhmens Heraldik erschien noch bis 1960 im Wappen der Tschechoslowakei. Seit 1992 erscheint der Löwe wieder im Wappen von Tschechien.
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Währung: bis 1918 Österreichische Währung, ab 1918 Tschechoslowakische Währung, ab 1939 Tschechische Währung, ab 1945 Tschechoslowakische Währung, ab 1992 Tschechische Währung
Antike · Besiedlung durch den keltischen Stamm der Boier
80–70 v.Chr. · Besiedlung durch den germanischen Stamm der Markomannen
6. Jahrhundert · die Awaren drängen die slawischen Völker in Richtung Westen vor sich her, der slawische Stamm der Tschechen erreicht die Siedlungsgebiete der Markomannen, die Markomannen wandern größtenteils nach Bayern ab
ca. 620 · der Franke Samo vereint die slawischen Völker der Sorben, Kroaten, Doudleben, Tschechen, Mährer und Slowaken und stoppt den Vormarsch der Awaren, das "Samoreich" (heutiges Sachsen, Böhmen, Mähren, Westslowakei) besteht bis zu seinem Tode und zerfällt dann wieder in die einzelnen Stämme
ca. 650 · Beginn der sagenhaften und legendenartigen tschechischen Frühgeschichte: König Krok, die weise Libussa, Przemysl der Herr von Staditz, die Gründung von Prag. Die Söhne Przemysls werden tschechische Stammesherzöge (Przemysliden), Böhmen muss nach mehreren Feldzügen die Oberhoheit des fränkischen Reiches anerkennen
ca. 880 · Swatopluk der Herzog von Mähren (später König) unterwirft die Tschechen in Böhmen und dehnt seine Herrschaft bis ins heutige Sachsen aus
894 · Tod von König Swatopluk, Kämpfe zwischen seinen Söhnen Mojmir II. und Swatopluk II., unter Herzog Spitihniew I. werden die Tschechen von Mähren unabhängig, schwören dem fränkischen König Arnulf die Treue und kommen unter fränkische Oberhoheit
929 · Herzog Wenzel (Neffe von Spitihniew I.) anerkennt die Oberhoheit des deutschen Königs Heinrich I. (Lehnseid)
950 · Boleslaw I. (Bruder von Wenzel) anerkennt die Oberhoheit des deutschen Königs Otto I. (Lehnseid)
967 · Boleslaw II. (Sohn von Boleslaw I.) anerkennt die Oberhoheit des deutschen Königs Otto I. (Lehnseid)
999 · Boleslaw III. (Sohn von Boleslaw II.) anerkennt die Oberhoheit des deutschen Königs Otto II. (Lehnseid)
ca. 1002 · Herzog Boleslaw III. erobert Mähren, regiert in Böhmen äußerst grausam und wird letztlich vom Volk vertrieben
1003 · Boleslaw Chrobry, der Herzog von Polen, fällt in Böhmen ein und bemächtigt sich des Landes
1004 · der deutsche König Heinrich II. vertreibt die Polen aus Böhmen und setzt die Przemysliden wieder als Herzöge ein
1029 · Bretislaw I. , Sohn des böhmischen Herzogs Udalrich, erobert Mähren zurück, die Söhne des Herzogs von Böhmen sind künftig die Herzöge von Mähren
1055 · Tod von Bretislaw I., Senioratserbfolge, Bürgerkrieg
1061 · Bretislaw II. , Sohn von Bretislaw I. wird Herzog von Böhmen
1086 · der deutsche Kaiser Heinrich IV. erhebt Bretislaw II. zum König von Böhmen (nicht erblich)
1092 · Tod von Bretislaw II., sein Sohn Bretislaw III. wird Herzog von Böhmen
1100 · Tod von Bretislaw III., Erbfolgekrieg
1125 · Sobieslaw setzt sich in der Erbfolge durch
1126 · Sobieslaw anerkennt die Oberhoheit des deutschen Königs Konrad II. (Lehnseid)
1140 · Wladislaw II., Nachfolger von Sobieslaw, wird Herzog von Böhmen und wenig später von den Tschechen aus Prag vertrieben, der deutsche König Konrad II. setzt in wieder als Herzog von Böhmen ein
1158 · der deutsche Kaiser Friedrich I. erhebt Wladislaw II. zum König von Böhmen (erblich)
1174 · Tod von König Wladislaw II., Erbfolgekrieg
1197 · Ottokar I. setzt sich in der Erbfolge durch, der deutsche Kaiser Friedrich II. erhebt Ottokar I. zum König von Böhmen (erblich)
1253 · Ottokar II. (1253-1278), erwirbt das Herzogtum Österreich nach dem Aussterben des Hauses Babenberg
1260 · Schlacht auf dem Marchfeld gegen die Ungarn, Ottokar II. erwirbt Steiermark
1254 · Kreuzzug Ottokars II. mit dem Deutschen Ritterorden gegen die heidnischen Preußen, Gründung der Stadt Königsberg (Benannt nach König Ottokar)
1273 · Wahl von Rudolf von Habsburg zum deutschen König, König Ottokar II. erkennt diesen als Lehnsherrn nicht an, es folgt ein Krieg
1276 · Frieden von Wien, Böhmen muss Steiermark, Kärnten und Krain an das Haus Habsburg abtreten
1278 · Schlacht auf dem Marchfeld, König Ottokar II. fällt im Kampf
1283–1306 · die Nachfolger Ottokars (Wenzel II. und Wenzel III.) bringen die Kronen Polens und Ungarns an Böhmen
1306 · Tod von Wenzel III. (ungarischer König Ladislaus V.), Aussterben der Przemysliden
1306–1307 · der Habsburger Rudolf ist König von Böhmen
1307–1310 · Heinrich von Görz ist König von Böhmen
1310 · das Haus Luxemurg erwirbt Böhmen
1335 · Verzicht auf die polnische Krone
1346–1378 · der Kaiser des Deutschen Reiches Karl IV., aus dem Hause Luxemburg, ist gleichzeitig König von Böhmen, Blütezeit des Landes
1419–1436 · Hussitenkriege
1469 · Matthias Corvinus , König von Ungarn, wird König von Böhmen
1471 · Wladislaw von Polen, aus dem Haus der Jagiellonen, wird König von Böhmen
29.08.1526 · Türkenschlacht bei Mohács, Tod des letzten Jagiellonen, Erzherzog Ferdinand von Österreich aus dem Haus Habsburg wird zum König von Böhmen gewält
1547 · Ferdinand von Österreich, inzwischen Ferdinand I., Kaiser des Deuschen Reiches, macht den Titel des Königs erblich
1556 · das Haus Habsburg teilt sich in eine spanische und eine österreichische Linie, Böhmen kommt zur Spanischen Linie
26.08.1619 · die böhmischen Stände wählen den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zum (Gegen-)König
08.11.1620 · Schlacht am Weißen Berg bei Prag, Friedrich V. wird von den kaiserlich-katholischen Truppen geschlagen, Dreißigjähriger Krieg in Deutschland, Böhmen wird endgültig Habsburgische Erbmonarchie
1740–1745 · Österreichischer Erbfolgekrieg
1848/1849 · Revolution in Wien, Franz Joseph I. von Habsburg wird neuer Kaiser, neue Verfassung: die Titular-Erblande der Habsburger im Kaiserreich Österreich werden zu Kronländern mit eigenen Landtagen umgewandelt, Böhmen wird so ein Kronland des Kaiserreichs Österreich, Slawenkongress in Prag, Herausbildung des tschechischen Nationalbewusstseins und des antideutschen Nationalismus
28.10.1918 · die Tschechoslowakei spaltet sich von Österreich-Ungarn ab (am 10.09.1919 von Österreich anerkannt), Böhmen wird dabei in die Tschechoslowakei eingegliedert
10.10.1938 · Münchner Abkommen, die Tschechoslowakei muss die mehrheitlich von Deutschen bewohnten Gebiete, und damit Teile Böhmens, an das Deutsche Reich abtreten, diese werden mit anderen Territorien zum Gau Sudetenland zusammengefasst
15.03.1939 · Einmarsch deutscher Truppen in Prag, die Tschechoslowakei wird aufgelöst, die Slowakei wird ein eigener Staat, die verbliebenen Gebiete werden "Reichsprotektorat Böhmen und Mähren"
1945 · sowjetische Eroberung und Besetzung Böhmens, Wiederangliederung an die Tschechoslowakei, Vertreibung und teilweise auch Ermordung des größten Teils der im Lande verbliebenen deutschen Zivilbevölkerung
1992 · Zerfall der Tschechoslowakei in Tschechien (Böhmen, Mähren und ehemals Österreichisch-Schlesien) und Slowakei
Wenn es um das Land geht, spricht man normalerweise von "Böhmen", meint man dessen heutige Bewohner, spricht man von "Tschechen". Der Name "Böhmen" geht auf den keltischen Stamm der Boier zurück, der hier in der Antike siedelte. Die Boier wurden 80–70 v.Chr. von den germanischen Markomannen verdrängt. Die slawischen Tschechen besiedelten das Land im 6. Jahrhundert. Die tschechische Bezeichnung "Cesko", also "Tschechei" oder "Tschechien", kam erst im 19. Jahrhundert mit den Erstarken des tschechischen Nationalismus auf.