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Die einfarbig weiße Flagge


Flagge, Fahne, einfarbig, einfarbige, flag, plain, monochrome, single, coloured, colored, weiß, white


Einfarbig weiße Flaggen waren Hoheitszeichen folgender Staaten: Frankreich, Oman, Kelantan, Terengganu, Pahang, Johor, Lingga

Einfarbige weiße Flaggen haben eine lange Tradition und sind relativ verbreitet gewesen, vor allem in Hinterindien, als Farbe der Flaggen von Kelantan und Terengganu, die sich im Jahre 1832 teilweise von Siam lösten und dabei die Flaggen einführten. Wahrscheinlich stammt vom Sultanat Lingga der Brauch, als Flagge des Sultans ein weißes Tuch zu verwenden. Das ist ungewöhnlich, da in ganz Südostasien die Farbe Gelb als die Farbe gilt, die den Herrscher repräsentiert. Die Sultanate Johore, Pahang, Terengganu, Kelantan und Perak haben diese Tradition von Lingga übernommen und so verwenden deren Sultane noch heute weiße Flaggen. Die Farbe Weiß ist in Europa die königliche Farbe der Bourbonen, eine sehr alte Adelsdynastie, die z.B. in Frankreich, Spanien und Sizilien regierte. Weiß gilt auch als eine der Farben des Islam. Der Ursprung der der weißen Fahne geht angeblich direkt auf den Propheten Mohammed zurück, der zwei Fahnen verwendet haben soll, und zwar eine unbeschriftete weiße Fahne, und eine unbeschriftete schwarze Fahne. Weiß steht auch für die Dynastie der Omajiaden, eine Kalifendynastie, die auf den fünften Kalifen Moawija I. zurückgeht.

Einfarbig weiße Flaggen können ganz verschiedene Bedeutungen haben, die weit über das Thema Staats- oder Landesflaggen hinausgehen:

• Die Farbe Weiß als die königliche Farbe der Bourbonen – sie hat ihren Ursprung angeblich in der Fahne der Jeanne d'Arc – wurde mit dem Beginn von deren Herrschaft für Frankreich immer wichtiger. Mit königlichem Dekret wurde 1638 eine einfarbig weiße Flagge als Handels- und Seeflagge eingeführt. Privatpersonen durften ab 1661 als Handelsflagge eine blaue Flagge mit einem weißen Kreuz verwenden, wenn sie in königlichem Auftrag unterwegs waren musste diese Handelsflagge zusätzlich den gekrönten Lilienschild Frankreichs (Ausführung als großes Wappen) in der Mitte tragen. Nur königliche Schiffe zeigten weiterhin die weiße Flagge. Diese Regelung wurde 1661, 1670 und 1765 erneuert. Diese Regelungen wurden mit der Restauration der Monarchie im Jahre 1814 teilweise wieder eingeführt, jedoch 1830 mit dem Beginn der Herrschaft des "Bürgerkönigs" Louis-Philippe, Herzog von Orleans, zugunsten von Blau-Weiß-Rot wieder abgeschafft.

• Kapitulation: Die einfarbige, weiße Flagge lässt natürlich an Kapitulation denken, was durchaus richtig ist. Jedoch war es - wenn man im 17. und 18. Jahrhundert kapitulieren wollte - zunächst Brauch, ein Tuch in den Farben des Gegners zu setzen. Also wurde in jener Zeit gegenüber den Franzosen mit ihrer weißen Fahne kapituliert. Weißes Tuch war leicht verfügbar und schnell zur Hand, so dass sich dieser Brauch durchsetzte, und Weiß bis heute die Farbe der Kapitulation und der Parlamentäre ist.

• Parlamentäre: Im Krieg können Kampfhandlungen kurzzeitig unterbrochen werden. Ursachen dafür können sein: Kampfpause zum Bergen der Toten und Verwundeten, Aufnahme von Verhandlungen wenn die Fortsetzung des Kampfes in einem lokal begrenzten Bereich keinen Sinn mehr hat, wenn z.B. bei abgeschnittenem Nachschub die Munitionsvorräte erschöpft sind oder keine Nahrungsmittel oder Wasser mehr zur Verfügung stehen, oder auch zu viele Soldaten durch Verwundung oder Tod ausgefallen sind. Der Parlamentär ("Redner", vom Französischen: parler = reden) nähert sich dann unbewaffnet mit einer weißen Armbinde und einer deutlich sichtbaren weißen Flagge den feindlichen Stellungen.

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Quelle: Jürgen Kaltschmitt, teilw. Volker Preuß





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